Anreise
Von Montezuma geht's weiter nach Monteverde. Knapp 200 Kilometer müssen wir fahren, wir rechnen grob mit fünf Stunden.
Wir fahren gemütlich vor uns hin, immer die Geschwindigskeitschilder im Blick-die wechseln ständig. 20 km/h zu schnell, dann gibt es laut google 500 Dollar Strafe. Da sind Geschwindigkeitsverstöße in Deutschland echte Schnäppchen gegen.
60 km/h steht jetzt auf dem Schild, hinter uns drängelt ein Pkw. Doppelt durchgezogene Linie und der Fahrer des Pkw setzt zum Überholen an. Gibt Gas und schert vor uns wieder ein. Plötzlich meldet sich WAZE und kündigt eine Polizeikontrolle vor uns an.
Wir müssen kurz schmunzeln und es passiert wirklich: Ein Polizeibeamter betritt die Straße und winkt den jetzt vor uns fahrenden Pkw heraus. Wir werden durchgewunken. Die Polizei interessiert sich für uns überhaupt nicht.
Beim Vorbeifahren an der Anhaltestelle sehen wir sie: Die Laserpistole und einen zweiten Polizeibeamten.
Hoffentlich kannte man sich und der Fahrer kam mit einer mündlichen Verwarnung davon.
Denn jetzt geht es ins Gebirge. Die Fahrt ist tatsächlich recht abenteuerlich und insbesondere in den letzten 1,5 Stunden der Fahrt eher über Stock und Stein als über Straße. Geteert ist schon lange nicht mehr. Ein Schlagloch jagt das nächste. Mit dem Jimny kommen wir die Berge ganz gut hoch und könnten bei Bedarf den Allrad zuschalten. Das beruhig, vor allem den Fahrer. Anderen ergeht es offensichtlich deutlich schlechter. Plötzlich steht mitten im Ausgang einer Kurve ein Auto vor uns. Wir sind Gott sei dank - und insbesondere wegen der Straßenverhältnisse - nicht schnell unterwegs. Dem Auto fehlt hinten links ein Rad. Es seht auf der Bremstrommel und das Rad liegt daneben Der Fahrer versucht verzweifelt seinen Wagenheber anzusetzen. Offensichtlich ist ihm das Rad abgeschert. Wir haben zwei Linke Hände was Kfz-Reparaturen angehet und können da nicht helfen.
Hier fahren aber insgesamt auch Karren herum, da wundert es, dass nicht mehr liegengebliebene Fahrzeuge am Wegesrand stehen und gar im Graben hängen.
Monteverde liegt im Nebelwald in Costa Rica auf einer Höhe von 1.400 Metern. Die Höhe sorgt für ein mildes und feuchtes Klima. Klar ist, dass die kurzen Sachen die ich noch vom Morgen der Abfahrt aus Montezuma an habe definitiv nicht mehr ausreichen. Gefühlt friere ich schon. Es sind aber auch direkt 15 Grad kühler als am Morgen.
Das Wetter in Montezuma ist einzigartig, da es direkt an der Kontinentalscheide liegt, eine geografische Linie die von Nord- nach Südamerika verläuft und als Rückgrat des Kontinents bekannt ist. Das Regenwasser fliegt zum Atlantik und zum Pazifik ab. Also gibt es auch Wind und Regen von beiden Seiten.
Nur 1% der Wälder der Welt gelten als Regenwälder und Monteverde ist ein Teil davon. Die Temperatur schwankt zwischen 18 und 24 Grad am Tag und 10-15 Grad in der Nacht , dabei regnet es oft und es ist sehr schwül.
Bei der Ankunft erwartet uns Wind und Sonne, in den nächsten Tagen nur noch Regen.
Im Jahr 2007 wählte das Land Costa Rica Monteverde zu einem seiner Naturwunder, der Wald erstreckt sich über 180 Quadratkilometer. Da es konstant feucht ist, gibt es eine unglaubliche Biodiversität. Die beiden Dörfer Monteverde und Santa Elena (dort spielt sich eigentlich alles ab) beherberben 2,5% der weltweiten Artenvielfalt: 100 Säugetierarten, 400 Vogelarten (darunter der vom Aussterben bedrohte Quetzal) und über 2.500 Pflanzenarten. Und es gibt hier die meisten Orchideenarten der Welt.
Insgesamt gibt es drei Nebelwälder bzw. Reservate: Santa Elena Reservat, das Monteverde Reservat und das Children's Eternal Rain Forest. Viele Besucher entscheiden sich für das Monteverde Reservat, das Santa Elena Reservat soll aber mindestens genauso sehenswert sein und noch weniger touristisch. Daher entscheiden wir uns für dieses. Es ist zwar kleiner als das Monteverde Reservat, soll aber genauso schöne Wanderwege und Aussichten haben.
Wenn es denn nicht regnet...
Grundsätzlich wird empfohlen ein online Ticket vorab zu buchen, da man sich sonst in eine lange Schlange anstellen muss. Das geht aber nur bis spätestens 48 Stunden vor dem Einlass.
Der Eintritt kostet 16$ pro Person, es gibt fünf unterschiedlich lange (und anspruchsvolle) Wanderwege. So kann man individuell entscheiden wie weit man wandern möchte und welche Teile des Reservats einen interessieren. Die gesamte Wegstrecke ist ca. zwölf Kilometer lang, die kürzeste Strecke ist 500 Meter und die längste Strecke (das ist der rote Weg) fünf Kilometer.
Am Eingang hängen Karten aus, auch findet man an jeder Abzweigung Wegweiser sodass man alle Wege miteinander kombinieren kann.
Ebenfalls am Eingang liegt ein Buch aus in dem man sich einträgt wenn man den Park betritt. Nach Ende des Rundgangs trägt man sich mit der aktuellen Zeit wieder aus- dadurch wissen die Betreiber, dass niemand verloren gegangen oder verunfallt ist.
Ich finde es tatsächlich sehr sinnvoll, schließlich leben in dem Reservat auch Wild- und Raubtiere.
Santa Elena Reservat
Mittlerweile schüttet es, sodass wir über die Regenjacke noch den Regenponcho ziehen. Die Wege sind echt total matschig, eigentlich wollten wir den roten (den naturbelassensten) Weg nehmen. Die nette Dame am Eingang hat uns vor dem roten Weg gewarnt, weil er nach dem Regen zu schlammig und rutschig ist. Und unsere Tour auf den anderen Wegen überzeugt uns, dass wir der Empfehlung der Dame folgen und den roten Weg nicht nehmen. Dafür laufen wir alle anderen Wege ab. Es geht bergauf und -ab, über Brücken, Treppen, schmale Wege und gepflasterte Abschnitte. Wir sind echt nicht zimperlich was das Wandern und Spazierengehen angeht, aber es ist echt nur am regnen und die Wege sind total rutschig, mit Wasser vollgezogen oder stehen im Wasser.
So ist das Vorankommen ziemlich mühselig.
Durch den Poncho bleibt der Oberkörper einigermaßen trocken, insgesamt sind wir tatsächlich vier Stunden unterwegs. Auf Grund des Regens sehen wir bis auf einen Weißrüsselnasenbär und ein paar Vögeln, die sich so schnell nicht fotografieren lassen wollen, keine Tiere. Der Nebel hängt über dem Reservat, von der Aussichtsplattform kann man nur wenige Meter weit sehen.
Am nächsten Tag kommen wir zufällig am Eingang des Monteverde Reservates vorbei. Es ist dort wesentlich voller als am Santa Elena Reservat. Ich würde das Santa Reservat dem Monteverde Reservat vorziehen, andernfalls im Monteverde Reservat früh morgens ankommen, um vor den Besuchermassen dort zu sein. Preislich macht es kaum einen Unterschied, etwas teuer ist das Monteverde Reservat.
Orchideengarten
Nach einem Kaffee gucken wir uns noch den Orchideengarten an. Der örtliche Botaniker führt uns ca. 45 Minuten durch den liebevoll eingerichteten Garten. Hier findet man insgesamt 460 verschiedene Orchideenarten. Ca. 120 von ihren zeigen ihre Blüten am Tag. Der junge Mann erzählt wirklich leidenschaftlich über die Orchideen. Mit einer Lupe ausgestattet können wir so durch den Garten schlendern und viele-auch kaum für das Auge erkennbare Orchideen bewundern.
Kaffeetour-El Pueblo Caffee
Am nächsten Morgen um 9 Uhr haben wir bei El Pueblo Caffee eine Kaffeplantagenbesichtigung gebucht. Ausgestattet mit den Regenponchos steigen wir vor Ort aus dem Auto aus. Kaum zu glauben, dass wir die einzigen Besucher sind. Im Regen zeigt uns der Guide die Früchte des Kaffeestrauches. Sie werden das ganze Jahr über geerntet, jede einzelne Frucht vom Strauch. Erst wenn sie rot sind, haben sie eine Premium-Qualität, die grünen Früchte können hängen bleiben.
Durch den Vulkanismus bietet Costa Rica einen sehr fruchtbaren Boden für die Arabica-Bohne. Durch die hohe Lage der Anbaugebiete (700-1.600 Meter Höhe) sind hervorragende Voraussetzungen für den costa-ricanischen Hochlandkaffee geschaffen.
In einer Linie gedeihen die Pflanzen in den als kühl geltenden bergigen Regionen. Dort gedeihen die Pflanzen langsam, dadurch wird der Kaffee recht mild und ist insgesamt gut verträglich.
Die meisten Anbaugebiete befinden sich in Steilhängen, sodass bei der Ernte auf den Einsatz von Maschinen verzichtet wird.
Das Ernten erfolgt in der Regel durch Hilfsarbeiter aus Nicaragua: Ein Kilo Früchte für einen Drei-Dollar-Lohn. Dazu muss jede einzelne Frucht vor dem Ernten angefasst und begutachtet werden, ob sie rundherum schön rot ist. Wenn nicht, bleibt sie noch länger hängen.
In den Sträuchern und auf dem Boden unter dem Laub sitzen regelmäßig kleine giftige Schlangen, Schlangenbisse kommen in Costa Rica am häufigsten auf den Kaffeeplantagen vor. Wenn sie schnell behandelt werden, verlaufen sie in der Regel nicht tödlich.
Nach dem Ernten der Früchte werden sie in eine Maschine gegeben. Hier werden sie gewaschen und sortiert. Die "schlechten" werden aussortiert, die "guten" werden von der Schale getrennt. Schlechte Früchte sind in der Regel leichter, schwimmen im Wasser oben und sind solche, die einfach noch nicht reif sind.
Im Anschluss geht's in die Röstung. Die anfangs blass-grünen und ein wenig nach Heu riechende Bohne wird in den vorgewärmten Röster gegeben. Durch die Hitzezufuhr wird der Bohne nach und nach Feuchtigkeit entzogen und die Bohne nimmt eine gelbliche Farbe an. Nach sieben bis zehn Minuten nimmt die Bohne eine bräunliche Farbe an und es entsteht ein würziger Geruch der an Popcorn oder frisch gebackenem Brot erinnert. Dieses Röstverfahren empfiehlt sich zum Beispiel für Filterkaffee. Je länger die Bohne geröstet wird, desto dunkler wird sie natürlich auch. Umso steiler nimmt auch tendenziell der Säure- und Koffeingehalt ab. So enthält der dunkel geröstete Kaffee weniger Säure, dafür wird er etwas bitterer. Die dunkle Röstung wird gerne für Espresso verwendet.
Als nächstes probieren wir den Kaffee. Der Guide nimmt für jede Tasse à 150 ml Wasser zehn Gramm Kaffeepulver und gießt das heiße Wasser in eine Kanne, wartet zwei Minuten und filtert es dann durch eine Art Strumpf (wir denken beide: "Hoffentlich ist das nicht ein alter Socken"). Nun ist der Kaffee fertig und wird ohne Milch und ohne Zucker verkostet. Der Guide bekommt ob meiner sonstigen Kaffeeverfeinerung mit Milch und Zucker beinahe Schnappatmung.
Hört sich an wie eine Schlürferei bei einer Weinverkostung, aber dadurch schmeckt der Kaffee wirklich anders. Nebenbei wird uns noch ein Bananenbrownie, Tortelette mit irgendwas drauf (echt undefinierbar aber lecker) und frische Mango serviert.
Die Tour war wirklich richtig gut, total informativ und als Kaffeetour in Monteverde total zu empfehlen.
Wir sind natürlich auch hier nach den Bewertungen bei Tripadvisor und google gegangen-und wurden absolut nicht enttäuscht.
Während der Kaffeetour haben wir noch einen Abstecher zum Zuckerrohr gemacht, der auf der gleichen Farm angebaut wird. Wenn die Blüten oben aus den Rohren sprießen, kann geerntet werden. Oftmals werden die Blätter mit einer Machete heruntergeschnitten, aber da die Blätter messerscharf sind werden sie in anderen Ländern einfach heruntergebrannt. Danach werden die Rohre geschlagen und gepresst.
Für uns erfolgt das Pressen heute mit der Hand. Das Rohr muss durch eine Maschine geschoben werden, die so aussieht wie eine Pastamaschine. Und das ist richtig kräftezehrende Arbeit! Zum Glück werden nur zwei Shots benötigt, aber weil's so schön ist wird noch eine Orange gepresst. Der Früchteshot ist echt lecker. Der Guide erzählt uns irgendwas von "Regenwasser", das er üblicherweise in den Shot gibt und lässt uns natürlich an dem "Regenwasser" riechen und anschließend dann den Rum auch probieren. Anschließend gibt es noch einen Löffel Zuckerrohrhonig und schon geht's zur nächsten Station.
Cafe Kolibri
Wir fahren weiter zum Cafe Kolibri. Das befindet sich am Ende einer absoluten Schlaglochstraße unmittelbar vor dem Eingang zum Monteverde-Reservat. Wir finden den letzten Parkplatz am Straßenrand und laufen die paar Stufen Richtung Cafe.
Normalerweise ist es hier mega voll und absolut kein Parkplatz am Straßenrand zu finden.
Daher sollte eigentlich auf dem ca. einen Kilometer entfernten und ausgeschilderten Parkplatz kostenpflichtig geparkt werden. Wir haben erstaunliches Glück.
Schon an den Stufen Richtung Cafe fliegen uns die Kolibris um die Nase. Es sind zig Stück die hier durch die Gegend fliegen. Ok, sie werden mit so einer süßen Pampe angelockt, die sich in hängenden Plastikteilen befinden. Aber schön anzusehen sind sie trotzdem. Insgesamt vermutlich schwierig die Vögel wieder "an die Natur" zu gewöhnen, aber zumindest leben sie hier in ihrer gewohnten Umgebung und in Freiheit.
Absolut zu empfehlen!
Nachtwanderung Refugio Monteverde
Am Abend werden wir eine Nachtwanderung im Refugio Monteverde mitmachen. Wir freuen uns drauf, weil wir uns erhoffen Spinnen, Schlangen und Frösche zu sehen. Keine Ahnung warum, schön ist anders, aber spannend ist es. Um 18 Uhr geht's los, denn dann ist es stockdunkel. Und zwar so dunkel, dass man ohne Lampe im Dschungel keinen Meter gehen kann und auch nicht gehen sollte.
Man sieht einfach nichts.
Gleich zu Beginn bekommen wir einen signalroten Vogel zu Gesicht, wenig später kommt dann die grüne Viper zum Vorschein. Hochgiftig!
Also halten wir genug Abstand. Kurze Zeit später finden wir noch ein junges (noch braunes) Exemplar. Selbst diese Jungtiere sind genauso giftig, wie die ausgewachsenen Vipern. Die Guides sind alle in einer WhattsApp-Gruppe, sobald einer ein Tier erspäht, geben sie den anderen Guides eine Info. In den Bäumen erkennt man mit der Taschenlampe das Reflektieren der Augen von den Lebewesen. Und das Hässlichste des Abends hält sich auch schon bereit. Es ist der mittelamerikanische Baumstachler. Durch das Objektiv des Guides sehen wir noch einen Kinkajou (ein Wickelbär) und eine Eule. Doch ehe wir fotografieren können nehmen sie auch schon wieder Reißaus. Der hässliche Baumstachler lässt sich selbstverständlich gern fotografieren.
Echt spannend. Grade weil wir vermutlich diese Tiere und auch noch einen kleinen Frosch sonst gar nicht gesehen hätten. Na ja, auf die Spinne am Anfang in dem großen Fikus hätten wir auch beide verzichten können. Bei den Bäumen ist hier übrigens ganz interessant, dass man nur schätzen kann wie als sie sind. Sie haben keine Jahresringe, weil es keine richtigen Jahreszeiten gibt.
Nach drei Übernachtungen in Monteverde geht's nun weiter nach La Fortuna. Insgesamt was es in Monteverde sehr interessant, insbesondere was das Wetter und die Grenze von Atlantik und Pazifik betrifft. Es war permanent nass bis feucht, weil es fast durchgehend eine Art Sprühregen gab. Das Badezimmer stand durchweg unter Wasser und ist gar nicht abgetrocknet, noch morgens lief das Wasser die Wände im Badezimmer herunter weil es vom Duschen am Abend zuvor nicht getrocknet war. So waren auch die Handtücher und die Bettwäsche klamm.
Casa Jungle
Das Hotel....kann ich empfehlen, für drei Nächte völlig ok. Das Frühstück gibt es nebenan im Soda der Schwester, wo man zwischen traditionellem und kontinentalem Früstück auswählen kann.
Gegessen haben wir daher im La Cocinita und im Soda la Amistad.
Beides was total lecker, reichlich und vom Preis-/Leistungsverhältnis echt top.
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